Wer die Citybahn auf ihrer gesamten Strecke bis Gstadt bewundern möchte hat nur mehr bis Samstag 12.12.2020 Zeit, denn ab Fahrplanwechsel wird die Strecke leider verkürzt. Die Waidhofner Stadtbahn verkehrt dann nur mehr bis zur neuen Haltestelle Pestalozzistraße beim Eurospar. Zwar im Halbstundentakt, aber der neue Gewerbepark in Kreilhof und die Bewohner der Weitmannsiedlung, ca. 1200 Personen, werden vom öffentlichen Schienenverkehr abgeschnitten. “Die sollen dann mit dem Bus fahren” (Originalzitat Bürgermeister Mag. Werner Krammer ). Ein herzliches Dankeschön an ihn und seine bahnfeindlichen Hintermänner für diese verkehrspolitisch kluge Aktion!!! Den Gemeinderäten kann man es nicht verdenken, denn sie mussten so abstimmen!
Auch die NÖVOG wird es mit der Fahrgastfrequenzsteigerung in Zukunft schwerer haben. Gilt es doch den Abgang der jährlich 35.500 Fahrgäste (Quelle NÖVOG), die bisher die Stationen Kreilhof und Gstadt benützt haben, wieder aufzuholen, ob das der Halbstundentakt bringt, hoffen wir sehr stark, glauben es aber nicht. Auch die neue Haltestelle bei der Kupferschmiedstraße ist mehr als ein Scherz als sinnvoll anzusehen, Zugang entweder über steile, schmale Stiege oder steile, enge Straße. Laut Insidern wäre die NÖVOG auch in Zukunft gerne bis Gstadt weitergefahren aber die Entscheidung zur Verkürzung fiel rein politisch. Nochmals herzlichen Dank an die bereits oben erwähnten Personen. Ach ja, übrigens zur Erinnerung: Waidhofen/Ybbs ist Klimabündnisgemeinde und die NÖVOG hat eine Studie über alternative Antriebsmöglichkeiten der Citybahn bei der FH St. Pölten in Auftrag gegeben…
Was ist da nur los in unserem schönen NÖ? In anderen Bundesländern plant man Regionalbahnverlängerungen (Salzburg), hält Trassen frei (OÖ), überlegt neue Bahnlinien und was macht man bei uns? Rückwärtsgewandt stellt man das Schweinbarther Kreuz ein und jetzt als Draufgabe verkürzt man das ohnehin schon kurze Reststückerl der Ybbstalbahn (modern Citybahn genannt) mit fadenscheinigen Ausreden nochmals um die Hälfte. Es ist unglaublich, dass Provinzpolitiker mittlerweile Raumordnungsplanung machen dürfen und so ins Denken der 80er Jahre zurückfallen. Nein, das ist keine Win-Win Situation, sondern einfach Schwachsinn, was man hier anstellt. Die neuen Haltestellenkojen, oder wie auch immer man diese „ästhetisch“ misslungenen Glasquader nennen möge, sind ja bezüglich Herkunft, Sinnhaftigkeit und Zugang mehr als zu hinterfragen, aber die Bahnlinie von einem sogenanntes Betriebserweiterungsgebiet abzukoppeln ist im Jahr 2020 einfach ein No-Go und hat mit vorausschauender, moderner Verkehrsplanung nichts zu tun. Was erwartet man sich von Politikern mit Weitblick? Genau das nicht! Erstens gehören derartige Entscheidungen, wie Schienenstränge zu verlaufen haben, mindestens auf Landesebene, wenn nicht höher angesiedelt, und dann von umsichtigen Entscheidungsträgern vollzogen, die für nächste Generationen vordenken können. War die Einstellung und Abtragung der Ybbstalbahn schon ein schwerer Fehler, so ist das immer wiederkehrende Abhacken der verbliebenen Reststücke alles andere als eine Garantie fürs weitere Überleben. Die einzige vernünftige Entscheidung kann nur sein, die Strecke bis Gstadt mit weiteren Haltestellen zu versehen und mittelfristig bis Ybbsitz wieder herzustellen. Das wäre mutige Politik in unserer Klimakrise. Dafür braucht es aber andere Personen, die die Erfordernisse unserer Zeit erkannt haben. Meine Hoffnung ist nicht irgendwelche Versprechungen, schriftliche Abmachungen (alles meist Lügen) von Volksvertretern zu hören und zu lesen, sondern dass jene abgewählt werden, die das alles so verbockt haben und Platz für die machen, die der Schiene die Zukunft geben, die sie so sehr verdient hat.